Wer hat sich nicht schon drüber geärgert, wenn die Abramowitschs, Glacers und Scheichs Al-Was-Weiß-Ichs nach und nach die Fußballclubs unseres Herzens mit unbeschreiblich viel Kohle aufkaufen, weil ihnen ihre alten Spielzeuge langweilig geworden sind. Um dann nach Gutsherrenart für noch mehr Geld wahllos vermeintliche Superstars aus aller Welt einzukaufen und damit unsere Herzenssache zu einer Ansammlung von Söldnern und Millionarios machen.
Schlimm genug, dass zum Überleben mittlerweile die Stadien nicht mehr Alm, Horeb oder Rote Erde heißen, sondern Schüko-AWD-HSH-Nordbank-Arena. Schrieb doch kürzlich ein (vermeintlich jüngerer) HSV-Fan von der "guten alten AOL-Arena" - Schlimme Verfehlung!
Aber mittlerweile gibt es zum Glück einige Fans, die dieses Spiel der gnadenlosen Kommerzialisierung nicht mehr mitgemacht haben. Beispielhaft seien die Anhänger von Austria Salzburg (1933 gegründet) genannt. Als nach der Umbenennung des Vereins in Fat-Bull Salzburg 2005/2006 der neue Eigentümer auch die lila-weißen Vereinsfarben abschaffte und durch Rot-Blau-Silber ("Fat Bull verdient Prügel") ersetzte, die Fans in den alten Austria-Trikots nicht mehr ins Stadion ließ, da sagte der damalige Trainer Kurt Jara "Diese Fans gehen mir schon auf die Nerven, die sind vor zehn Jahren
noch in kurzen Hosen gegangen und reden von Tradition. Wenn sie einen
violett-weißen Klub wollen, dann sollen sie einen gründen".
Genau das machten die dann auch. Nach einem kurzen Gastspiel in Fusion mit dem viertklassigen PSV/SW Salzburg beschloss man die Eigenständigkeit und den Neuanfang in der untersten Klasse. Es folgten Spiele vor tausenden Fans in der Kreisklasse - und Aufstieg um Aufstieg. Mittlerweile hat man sich in der Regionalliga West (3.Liga) etabliert. Na also - geht doch!
Den Menschen, denen diese Geschichte gefällt, empfehle ich die folgenden Vereinsgeschichten ähnlicher Machart:
AFC Wimbledon
FC United of Manchester
AFC Liverpool
Ebbsfleet United
Hier findet man eine Auflistung aller Vereine der Welt, die von Fans geführt werden.
Hier in Deutschland gilt seit jeher die Auflage, dass jeder Club zu mindestens 51% von den Mitgliedern bestimmt werden muss - und das ist auch gut so. Ausnahme sind lediglich die Werksmannschaften, z.B. Volkswagen Wolfsburg oder Bayer Leverkusen, bei denen der Konzern die komplette Macht hat und die dementsprechend nur betriebswirtschaftlich als Marketinginstrument für die Konzerne benutzt werden. Negativbeispiel waren die Uerdinger Kicker, die im Europapokal kräftig für den Pharmariesen Bayer werben durften, die jedoch, als der Erfolg nachließ, schneller abgestossen wurden als sie sich konsolidieren konnten.
Die Versuche des Herrn Mateschitz, auch in Deutschland das oben aufgeführte Beispiel Salzburg in Leipzig zu wiederholen, kamen immerhin soweit, dass der Vereinsname des SSV Markranstätt in RB Leipzig geändert werden konnte, wobei mit RB natürlich jeder den Namen der unsäglichen Puffbrause verbindet, die diesen Herrn zum Milliardär gemacht hat.
Ich muss gestehen, dass ich meine Schadenfreude kaum verbergen konnte, als kürzlich die Salzburger Red-Bull-Truppe gegen die Freizeitfußballer aus dem luxemburgischen Düdelingen aus der Champions League flog und es hieß: Red Bull bezieht Prügel! Manchmal schießt Geld wirklich keine Tore.